23.08.2014 | Sächsische Zeitung
Von Heike Wendt
Der Struppener Flügel wird wohl besser klingen als je zuvor, wenn Klavierbauer Dirk Stolle (re.) und Möbeltischler Kai Bräuer von Col Piano ihn wieder zusammengebaut
haben.
Holzwürmer und Motten hatten sich seiner bemächtigt. Der Flügel, gebaut 1912 im Werk Wilhelm Biese in Berlin, stand lange unbenutzt in Lagerräumen. Das Getier konnte sich ungehemmt breitmachen. „In
der Pedalerie haben wir sogar noch lebende Holzwürmer gefunden“, sagt Kai Bräuer. Der Möbeltischler betreibt gemeinsam mit Klavierbauer Dirk Stolle das Klavierhaus Col Piano in Neustadt. Die Gemeinde
Struppen hat die beiden Männer damit beauftragt, das Instrument komplett zu überholen. Am Äußeren sollte sich nicht viel verändern. Vor etwa einem Jahr holten sie den Flügel aus Struppen in ihre
Werkstatt. Spätestens am 6. September soll er im Saal des Struppener Schlosses stehen. Prof. Sabine Bräutigam vom Heinrich-Schütz-Konservatorium wird darauf spielen.
Im Moment braucht es viel Vorstellungskraft dafür, dass der Flügel wieder in voller Schönheit im Struppener Schloss steht. Aus etwa 3500 Einzelteilen ist das Instrument zusammengesetzt – die sind
momentan noch in der Werkstatt verteilt. Gehäuseteile trocknen in der Lackierkabine. Ein Teil ist durch Schichthölzer ersetzt. Nicht so der Resonanzboden. Das langsam gewachsene Fichtenholz aus dem
Hochgebirge bleibt erhalten und ist ausgebessert.
Die Gussplatte wartet auf Stimmstöcke und Saiten. Das über hundert Kilogramm schwere Stück muss einiges aushalten. „Sechzehn bis achtzehn Tonnen Zugkraft wirken da mit den gespannten Saiten“, erklärt
der Klavierbauer.
Das Spielwerk sieht noch am ehesten nach „fertig“ aus. Die Elfenbeinschicht der meisten Tasten ist geschliffen, mit Wasserstoffperoxid gebleicht, zum Ausbleichen in die Sonne gelegt, lackiert. Viel
Arbeit haben die Hammerröllchen gemacht. „Der Filz war von den Motten zerfressen“, sagt Dirk Stolle. Jedes Einzelne hat jetzt Ersatz aus gepresster Schafwolle bekommen.
Dass sich beim Zusammenbauen alles an der richtigen Stelle wiederfindet, scheint für den Laien Hexenwerk zu sein. Ist es aber nicht. Jedes Teil, jede Schraube ist beim Auseinandernehmen systematisch
beschriftet und sortiert worden. „Da haben wir Routine“, erklärt der Möbeltischler überzeugt und zeigt Schrauben im Klebeband oder auf dem Pappkarton. Der dient – sorgfältig mit der Zeichnung des
Originalteils versehen, zu dem die Kleinteile gehören – als temporäre Aufbewahrung. Den Fertigstellungstermin sehen beide nicht in Gefahr. „Es gibt da so Ausweichtage, die nennen sich Wochenende“,
sagt Kai Bräuer. Arbeitstage mit elf Stunden scheinen zudem kurz vor der Fertigstellung für das Duo normal. Erlebt man Kai Bräuer und Dirk Stolle an ihren bereits erneuerten Flügeln im Fundus, wird
deutlich: Da stecken Begeisterung, Hingabe und Liebe zum Detail drin. Spätestens dann werden Zweifel am Fertigstellungstermin zerstreut.
Das Schloss Struppen hat nicht nur mit dem Flügel große Pläne. Das Haus will sich in Richtung Kultur, Kunst und Veranstaltungen profilieren, sagt Johannes Leder vom Schlossverein. Zudem kann er sich
eine Dauerausstellung der Landkreisgalerie vorstellen, die momentan keinen geeigneten Platz hat. Zuvor müssen im Schloss die Sanierungsarbeiten weitergeführt werden.
Sonnabend, 6. September, 15 Uhr, Konzert am erneuerten Flügel, Eintritt frei, Spenden erbeten
Sonntag, 7. September, 15 Uhr, Kaffeehausmusik mit Erik Varkentin, Tischbestellung erbeten: 03502070560
17.07.2016 | Sächsische Zeitung
Von Heike Wendt
Sie gehören zu seinen Lieblingsbildern. Zweimal der plätschernde Struppenbach an der Ortsgrenze zu Niedervogelgesang. Die realistische Malerei setzt Details in Szene. Man glaubt, die Vögel im Wald zwitschern und den Bach gurgeln zu hören. Christian Weber aus Struppen mag von den Werken seines Großvaters die mit dem Bach am liebsten.
Die Bilder hat Erich Pöschmann gemalt, ein Struppener Bautischler. Als wohlbehüteter Sohn wuchs er zwischen Luftschaukel und Kaffeedunst auf. Die Familie führte das Café Pöschmann an der Elbe, das älteren Anwohnern noch ein Begriff ist. Eine Kunsthochschule hat Erich Pöschmann nie besucht. Die Malerei war sein Hobby und dafür hatte er großes Talent. „Für die Bilder vom Bach nagelte er sich unterhalb des Hauses ein Gestell ins Gebüsch“, erzählt der Enkel. Dort habe er in groben Zügen die Bilder entworfen. Die Feinarbeit beim Malen erledigte Pöschmann dann im Hause.
Die Malerei seines Großvaters hat Weber schon als Kind fasziniert. Meist waren es Landschaften, die der Großvater naturgetreu auf Papier oder Leinwand brachte. Er pflegte zu sagen: „Auf meinen Bildern kann man spazieren gehen.“ Naturgetreu malte er auch im Winter in seinem bescheidenen Atelier. Die Bilder verkaufte er für einen kleinen Preis. Oft waren es Freunde, die seine Bilder erwarben. Später kamen Kunden aus Norwegen, Holland und Amerika dazu.
Über 20 seiner Werke hat Christian Weber für die Ausstellung von ihren Besitzern ausgeliehen. „Es sind bei Weitem nicht alle“, sagt er. Den Saal des Schlosses füllen über Gemälde mit Landschaften, Naturszenen und Ortsansichten. Pöschmann starb 1991. Künstler Rudolf Poeschmann, von dem das Stadtmuseum Pirna Bilder besitzt, ist mit der Pöschmann-Familie aus Niedervogelgesang übrigens nicht verwandt.
Die Ausstellung ist Teil des Schlossfestes. Der Kunst- und Handwerkerverein Schloss Struppen hat es 2008 erstmals organisiert. Damals stellte er seine Pläne zur Belebung des Schlosses vor. An den sanierten Festsaal, neues Parkett, die gemütliche Chaiselounge im Flur oder die Spiegelgarderobe mit goldverzierten Kerzenhaltern war vor sechs Jahren noch nicht zu denken. Inzwischen sind das Fest, Ausstellungseröffnungen, Führungen und Konzerte fester Bestandteil im Ort geworden.
Am Sonnabend erwarten die Besucher weitere Höhepunkte. „Künstler und Handwerker zeigen ihr Können“, kündigt Heidi Schweizer vom Veranstalter-Verein an. Zudem haben sich mehrere Anbieter für einen Trödelmarkt angemeldet. Mit Musik, Kaffee und Kuchen wird für das Wohl der Gäste gesorgt.
Schlossfest, Sonnabend 11 bis 20 Uhr, Schloss Struppen
02.07.2014 | Sächsische Zeitung
Von Heike Wendt
Für Roland Bauer ist die Zeit mit Schmiedefeuer und Amboss längst vorbei. Über zehn Jahre liegt der letzte Hammerschlag in der Struppener Werkstatt für den Schmied zurück. 25 Jahre lang hatte der
heute 71-Jährige den Betrieb geführt, hatte Hufe geschmiedet und Metallteile für den Fahrzeugbau hergestellt.
Die Geschichte dieses Handwerks interessiert den Ruheständler intensiv. Gab es außer seiner noch eine weitere Schmiede in Struppen? Wer waren die Besitzer? Was waren das für Persönlichkeiten? Roland
Bauer hat bereits auf 230 Seiten eine Chronik über Struppens Kirche, die die älteste in der Sächsischen Schweiz sein soll, zusammengetragen. Die Recherche führte ihn dabei durch den ganzen Freistaat.
Über den Handwerksbetrieb, den er ein Vierteljahrhundert führte, hat er in diesem Zusammenhang Erstaunliches erfahren.
Jahrelang war bekannt, dass es die Schmiede auf der Hauptstraße in Struppen seit 1736 gab. Doch dann fanden sich Unterlagen, aus denen hervorgeht, dass zu diesem Zeitpunkt in Struppen schon
mindestens 200 Jahre lang geschmiedet wurde. Wann genau sich dieses Handwerk ansiedelte, ist unklar. Erstmals tauchen Unterlagen von 1548 über die Dorfschmiede in Archiven auf. „Das bedeutet aber
nicht, dass die Schmiede erst zu diesem Zeitpunkt errichtet wurde“, sagt er. Sie muss erheblich älter sein. Den Ehrgeiz, genaue Angaben in Archiven zu finden, hegt er nicht. „Das bleibt späteren
Generationen vorbehalten“, sagt er.
Das Schmieden ist eines der ältesten Handwerke der Welt. Schmiede wurden vor allem als Waffen– , Werkzeug– und Gerätehersteller geschätzt und gesucht. Schon in der Eisenzeit vor rund 2800 Jahren
waren besonders solche mit guter Ausbildung und eigener Praxis gefragt. Im ländlichen Raum war der Schmied noch im späten 20. Jahrhundert ein unverzichtbarer Handwerker mit breitem Spektrum, zum
Beispiel als Beschlagschmied für Wagen und Ackergeräte, als Hufschmied, Kunstschmied, Schlosser und Werkzeughersteller. Dass es in Struppen bereits weit vor 1548 eine Schmiede gab, ist daher sehr
wahrscheinlich.
Zu den Besitzern der Werkstatt auf der Hauptstraße 80 zählte der agile Heinrich Ernst Benedix. Er kaufte das Schmiedegrundstück 1901 und bewirtschaftete es bis zu seinem Tod im Jahr 1962. Als erster
Metallbetrieb in der Amtshauptmannschaft Pirna erhielt er 1926 eine Genehmigung für die Aufstellung eines Acetylentwicklers zur Gaserzeugung. Mit dem Gerät konnte er in seiner Werkstatt schweißen –
eine für damalige Verhältnisse hochmoderne Technik. Der rührige Unternehmer behielt die technische Entwicklung stets im Blick. Als absehbar wurde, dass Kraftfahrzeugen die Zukunft gehört, investierte
er im gleichen Jahr in den Bau einer Benzintankstelle. Fast 30 Jahre später holte er sich eine Erlaubnis zum Aufstellen eines Kraftfederhammers. Mit dem wurde das Ausschmieden von Pflugscharen nicht
nur erheblich erleichtert. Es ging auch viel schneller.
Die größten Einschnitte brachte die politische Wende 1989/90 für die Werkstatt. Mit der Pleite vieler Betriebe kamen kaum noch Aufträge für die Werkstatt. „Erst ein Jahr später ging es wieder
aufwärts“, sagt Roland Bauer. Zum zweiten Standbein des Schmiedebetriebes wurde die Installation von Heizungs- und Sanitäranlagen. 1995 beschäftigte er 36 Mitarbeiter. Mit der Verpachtung der
Werkstatt ab 2002 hatte Roland Bauer wenig Glück. Die Firmen gingen pleite. Roland Bauer entschloss sich, den Betrieb aufzulösen und die Metallbau- und Schmiedeeinrichtung an einen Interessenten in
Pirna zu verkaufen.
01.07.2014 | Sächsische Zeitung
Über 100 Besucher zählte der Schlossverein Struppen bei der Aufführung einer gemeinsamen Theateraufführung der Theatermacher Pirna und der Grundschule Struppen. Aufgeführt wurden drei Stücke. Lehrerin Kathrin Piela hatte ein halbes Jahr mit Schülern der Klassen 1 bis 4 für „Freundschaft der Träume“ geprobt. „Mit dem großen Interesse sind wir sehr zufrieden“, freut sich Heidi Schweizer vom Schlossverein. Die nächste Veranstaltung im Haus ist das Schlossfest am 19. Juli. (hw)